Rückblick „PrimaKlima“-Tag – Exkursion am 23.09.2023
Unter dem Motto „PrimaKlima“-Tag lud die Ortsgemeinde Stahlhofen zur Exkursion der Gemeinderatsmitglieder aus Stahlhofen und Daubach auch interessierte Bürgerinnen und Bürger ein. Unter den Mitreisenden befand sich auch Herr Julian Herbst von der Verbandsgemeindeverwaltung Montabaur, der unseren Klimaschutzmanager Max Weber in seiner Arbeit unterstützt. Ortsbürgermeister George stellte sehr erfreut fest, dass Julian Herbst diese Fahrt in seiner Freizeit als persönliche Bildung nutze, dies sei auch nicht selbstverständlich. Außerdem habe man somit eine enorm fachkundige Person mit auf Reise. Das Programm war vielfältig und vielversprechend und bot einen großen Spannungsbogen von nachhaltiger Stromerzeugung aus Wind und Sonne, Wärmeversorgung mittels Nahwärme durch nachwachsende Rohstoffe bis hin zum Einsatz von Erträgen aus der nachhaltigen Energieversorgung zum Wohl der Gemeinden und deren Bürgerinnen und Bürger.
Die Gruppe der Interessierten startete an diesem Samstag Morgen um 9.00 Uhr Richtung ihres ersten Ziels, die Gemeinden Neuerkirch und Külz im Hunsrück (VG Simmern-Rheinböllen). Schon etwas vor der Zeit traf man dort am gemeinsamen Wärmekraftwerk der beiden Hunsrückgemeinden ein. Bei herbstlich-goldenem Sonnenschein wurde die Zeit, bis zum Beginn der Erklärung und Führung, bei einem Kaffee und guten Gesprächen genutzt und der Blick in die idyllische Hügellandschaft genutzt. Beim Blick fielen natürlich die zahlreichen umherstehenden Windräder auf, diese vermittelten jedoch eher etwas „romantisches“, nichts störendes und drehten ihre Flügelräder langsam im Wind. Alle sichtbaren Räder waren in Bewegung, es wurde also Strom produziert.
Bereits um 10.45 Uhr kam der Ortsbürgermeister der Gemeinde Neuerkirch, Herr Volker Wichter angelaufen. „Bin ich zu spät? Ich wurde bereits angerufen,“ so seine erste Bemerkung. „Nein, wir sind einfach etwas zu früh und genießen die Zeit und den Blick hier.,“ so die prompte Antwort. Auch der Klimaschutzmanager der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen, Herr Nils Füllenbach gesellte sich zu uns, um uns im weiteren Verlauf einen Einblick in die Arbeit des Klimaschutzmanagements in den Orten der Verbandsgemeinde geben zu können.
















Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung durch Ortsbürgermeister George konnten die beiden ersten Dozenten des Tages, Herr OBm Wichter und Klimaschutzmanager Füllenbach, ihren Vortrag nebst Führung durch das Nahwärmekraftwerk beginnen. Herr Wichter erläuterte den Werdegang, wie alles begann, wie es dazu kam und wie wichtig hier insbesondere der Zusammenhalt und das Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger in den Ortsgemeinden sei. „Ohne die Akzeptanz ein Windrad auf dem Boden der Gemeinde zu erreichten, hätten wir die weiteren Schritte wahrscheinlich gar nicht initiieren können. Daher war es uns auch von der ersten Minute an klar, dass Einnahmen aus der Windenergie merklich zum Wohl der Bevölkerung eingesetzt werden müssen,“ so Volker Wichter.
So konnten die Einnahmen aus den insgesamt neun Windkraftanlagen (hierbei handelt es sich um reine Pachteinnahmen) bereits in zahlreiche Aktionen (wie z.B. ein „LED-Tauschtag“), gemeindeeigene Förderprogramme (z.B. zur Förderung von privaten Vorhaben im Bereich der „Entsiegelung“) und auch Projekte zur Steigerung der Lebensqualität und des Allgemeinwohls (z.B. Bau eines Open-Air Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Spiel) umgesetzt und verwendet werden. Die Begeisterung und das fast über die Maßen des Machbaren Engagements der Ortsbürgermeisters wurden bereits in den ersten Minuten seines Vortrages spürbar.
Auch die Wärmeerzeugung und Versorgung im Dorf, eine ursprüngliche Initiative der „Öko-Gruppe“, wurden schnell angegangen und konnten in Rekordzeit realisiert werden. Selbst anfängliche Skepsis konnte schnell überwunden werden und somit auch eine „Mindestauslastung“ zur Realisierung des Projektes zügig erreicht werden. Herr Füllenbach und Herr Herbst unterstrichen bei den Ausführungen welch prägnante Schlüsselstellung die „Wärmewende“ im Klimaschutz einnehmen.
Seit Herbst 2016 verfügt Neuerkirch gemeinsam mit Külz über ein eigenes Nahwärmenetz. Diese Anlage wird durch die Werke der Verbandsgemeinde betrieben und als Betrieb geführt, somit ist die Sicherheit des Betriebes gewährleistet und da es sich um öffentliche Versorger handelt auch eine „Gewinnmaximierung“ ausgeschlossen. Fast 160 Häuser in den beiden Gemeinden werden mit Wärme aus erneuerbaren Energien versorgt. Zwei Holzhackschnitzelkessel mit einer Wärmeleistung von 900 bzw. 360 Kilowatt sowie ein Solarthermie-Feld mit 1.422 Quadratmetern Kollektorfläche liefern die Wärme. Einzelfeuerungsanlagen mit einem jährlichen Verbrauch von rund 400.000 Litern Heizöl wurden ersetzt, mehr als 1.200 Tonnen CO2-Emissionen eingespart. „Bei uns im Dorf gibt es seit dieser Woche keine einzige Heizung mit fossilen Brennstoffen her“, so Wichter stolz. Und dass eine gemeinsame Versorgung mit Wärme nicht nur unter den Aspekten des Klimaschutzes positiv zu bewerten ist, zeigte eine Musterberechnung des persönlichen Wärmebedarfs eines Haushaltes im Bezug auf die entstehenden Kosten.
Nach vielen allgemeinen Informationen ging es dann auch auf das Gelände der Wärmekraftanlage. Die Gruppe konnte sich den Bunker für die Holzhackschnitzel anschauen, um anschließend das Innere der Anlage zu betrachten. Auch hierbei blieb nahezu keine Frage offen! Auf eine wirklich begeisternde Besonderheit soll an dieser Stelle noch hingewiesen werden. Die Wärme wird nicht allein durch das Verbrennen von Holzhackschnitzeln erzeugt, sondern durch das Solarthermie-Feld unterstützt. Hierbei können 20% des Jahresverbrauchs an Wärme abgedeckt werden. Eine echte Besonderheit und derzeit (leider) noch die größte Anlage in Rheinland-Pfalz. Davon überzeugte sich beispielsweise auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei ihrem Besuch in der Woche vor unserem Besuch.
Mit zahlreichen Eindrücken, Ideen und viel Gesprächsbedarf gingen wir nun gemeinsam zum Sportplatz der Ortsgemeinde. Nach einem Abstecher der Gruppe zum Solarthermie-Feld gab es dann einen Mittags-Snack am Sportplatz, den Ortsbürgermeister George für die Gruppe vorbereitet hatte. Diese Stärkung und die vielen Gespräche taten allen Teilnehmenden gut. Bevor man sich fast freundschaftlich von zwei tollen Dozenten verabschiedete, sprachen die Ortsbürgermeister Hahn und George den Dank aller Mitreisenden aus und luden herzlich zum Besuch des Westerwaldes ein. „Vielleicht brauchen wir ja mal Euren Expertenrat bei der Umsetzung ähnlicher Ideen und Projekte“, so Hahn bei der Verabschiedung.
An dieser Stelle unseren herzlichen Dank an OBm Volker Wichter und Klimaschutzmanager Nils Füllenbach für den tollen Empfang, den freundschaftlichen Umgang, die vielen ehrlichen Antworten und die zahlreichen Eindrücke, sowie die unglaublich offene Vermittlung von Wissen und Erfahrung. Es war wirklich beeindruckend bei Euch!
Von Neuerkirch ging es nun weiter in die Hunsrückgemeinde Mörsdorf. Vielen mittlerweile ein Begriff, da das Dorf durch die Geierlay-Hängebrücke in den letzten Jahren massive Bekanntheit weit über die Grenzen des Hunsrück hinaus erlangt hat. Auf dem Weg zur Geierlay erklärte „Reiseleiter“ George, wie es zu der Idee kam und verwies darauf, dass die Gelder zur Realisierung des Projektes überwiegend aus Einnahmen der Windkrafträder auf dem Boden der Ortsgemeinde Mörsdorf stammten. „Hier wurden Einnahmen verwendet, um den regionalen, sanften Tourismus zu fördern, um hieraus weitere Zugewinnen und regionale Wertschöpfung zu generieren“, so George. Aber das ein solches Projekt auch Flug und Segen zugleich sein kann erlebten die Teilnehmenden Vor-Ort. „Hier ist sicherlich die größte Imbiss- und Gastrodichte pro Einwohner in ganz Rheinlad-Pfalz“, brauchte es ein Mitreisender zum Ausdruck.








Natürlich lies es sich die Gruppe nicht nehmen und überquerte wagemutig die Schlucht mittels der Hängeseilbrücke bei einem Spaziergang. Unterwegs konnten wir uns an zahlreichen Tafeln zum Thema Windenergie und auch zum Projekt informieren.
Gegen 16.00 Uhr trat die Gruppe nun die Rückreise in den Westerwald an. Immerhin galt es noch einen weiteren Programmpunkt erleben und erfahren zu dürfen. So hieß das nächste Ziel „Photovoltaik-Park/ Solarpark Wölferlingen“.
Am frühen Abend gegen 17.30 Uhr konnten uns dort die Geschäftsführer der Maxwäll-Energie Genossenschaft eG, Herren Gerd Stein und Sebastian Pattberg begrüßen. Verbandsbürgermeister Dr. Richter-Hopprich ließ es sich nicht nehmen zwischen zahlreichen Terminen uns hier bei einem „Abstecher“ zu besuchen, um sich zum einen selbst über das Projekt Vor-Ort näher zu informieren, aber auch allen einen Überblick der Arbeit und aktuellen Sachstände innerhalb der Verbandsgemeinde rund um die Themen Klimaschutz, Wärmeversorgung und erneuerbare Stromerzeugung zu geben.
Eindrucksvoll konnten die Geschäftsführer von ihren Anfängen, von den Zielen der Genossenschaft und den aktuellen Projekten und Anlagen berichten. „Ziel der Genossenschaft ist die Umsetzung von Projekten, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dazu zählen insbesondere Projekte zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, zur Steigerung von Energieeffizienz und zur Energieeinsparung, die mehrheitlich in Bürgerhand realisiert werden,“ so heißt es auch in der Präambel der Satzung der Genossenschaft, die sich damit auch ganz klar zu der Idee des Vaters aller Genossenschaften Raiffeisen bekennen.
Bei diesem Termin, der lediglich durch die „Mähen“ der Schafe auf dem Gelände der PV-Anlage begleitet wurde, konnten wir uns über die Anlagen generell, aber eben auch über die Ideen, Beteiligungen und Renditen der Genossenschaft informieren. Auch in kommunaler Hinsicht stellt ein solches Projekt einen interessanten Mehrfachnutzen dar: Die besuchte Anlage in Wölferlingen wurde auf einem ehemaligen „Industriegelände“ mit geringster landwirtschaftlicher Nutzbarkeit errichtet, die Ortsgemeinde partizipiert hier unter anderem an Pachteinnahmen. Auch hier zeigt sich des weiteren wieder eine enorme regionale Wertschöpfung.
„Wirklich spannend eine solche Anlage mal ganz nah zu sehen und auch so tiefe Einblicke zu erhalten. Auch die Idee ein solches Projekt als genossenschaftliche Lösung zu betreiben ist bei den „kleineren Anlagen“ ein hoch-interessanter Ansatz,“ so das Fazit eines Teilnehmers.







An dieser Stelle unser aller Dank an Gerd Stein und Sebastian Pattberg für die Führung, die zahlreichen Informationen und den überaus freundschaftlichen Empfang. Besonders Euren persönlichen Einsatz mit viel Herzblut, Liebe und Begeisterung für „Eure gute Sache“ ist uns ganz besonders in Erinnerung. Vielen herzlichen Dank!
Bei der Rückkehr gegen 19.30 Uhr in Daubach und Stahlhofen waren sich alle Teilnehmende einig, dass diese Exkursion enorm wertvoll, auch vielleicht für das eigene Bewusstsein und Handeln, gewesen ist. Und die Erkenntnis, dass aktiver Klimaschutz nicht nur ideell gewinnbringend sein kann hat viele begeistert.
Besonderen Dank unseren Gastgebern und Dozenten dieses Tages, sowie Herrn Verbandsbürgermeister Richter-Hopprich und VG-Mitarbeiter Julian Herbst für die fachkundige Begleitung. Danke an Ortsbürgermeister Hahn, die Ratsmitglieder und Bürgerinnen und Bürger aus Daubach, dass wir diese Exkursion gemeinschaftlich erlebt und durchgeführt haben.